Berufsfotografie in der heutigen Zeit noch sinnvoll?
Das zwanzigste Jahrhundert, die Blütezeit der Fotografie, damals noch ein echtes Handwerk welches viel Wissen und Geschick erforderte, damals waren Fotos etwas sehr persönliches und auch spezielles. Fotos konnten Fehler enthalten und waren doch hoch gelobt worden, z.B. in der Kriegsberichterstattung. Die 70er Jahre erlebten eine weitere Hoch Zeit und in den 80ern war People und Mode Fotografie das must do unter den Fotografen. Natürlich entwickelte sich die Technik stets weiter.
Die Anfänge:
Von Datenrückwänden bis hin zu Film Spulern und automatischen AF Systemen gab es viele Dinge welche den Alltag eines Fotografen erleichterten. die Ende der 90er wurde es dann schon digital. 0.6 Megapixel 320*200 TFT Panels und Speicherkarten die 8 MB fassten waren zugegeben keine Offenbarung aber sorgten schon für ein paar Annehmlichkeiten wie z.B. das betrachten des Bildes nach dem Shot, oder das speichern größerer Bild Mengen auf einer Speicherkarte. Anfang der Zweitausender wurde Digitalfotografie dann für jeden erschwinglich, die ersten ein Megapixel Telefone kamen und boten schon 32 – 256 MB Speicher, eine Kamera war auf einmal griffbereit wo man sie brauchte, trotzdem war die Fotografie als solches immer noch ein sehr teures Hobby. Im Jahr 2005 brachte Minolta ihr APSC Flaggschiff für den A Mount heraus, mit 6.1 Megapixel CF Slot und 640*480 Display war man schon der König unter den Fotografen, Nikon und Canon brachten ähnliche Modele auf den markt, die Norm waren aber die 6-8 Megapixel, und hier wurde die Fotografie wieder sehr interessant. Im Jahr 2008 boomte denn der Verkauf an Consumer DSLR Kameras, besonders Nikon und Canon brachten viel für wenig Geld auf den markt, Minolta gab zuvor seine Kamera Sparte an Sony ab. Im Jahr 2013 dann waren Handys schon im Stande brauchbare Bilder zu produzieren, 8 – 12 Megapixel waren im mittleren bis oberen Preissegment schon gang und gebe 4-5 im unteren. Aktuell im Jahr 2019 haben wir Smartphones wie das Huawai P30 pro das Samsung Note S10+ und das Nokia 9 pure view welche mit viel Megapixel und 3D Tiefensensoren aufwarten, auch bekommt man DSLR und spiegellose Kameras buchstäblich hinterher geworfen. So kostet eine Einsteiger Canon DSLR NEU keine 330 EUR, eine Sony Alpha 7I Vollformat Kamera kostet mit Objektiv ebenfalls 700 EUR NEU wohlgemerkt, lediglich das Mittelformat ist nach wie vor unerschwinglich für den Normalanwender. Technisch gesehen kann also jeder ein Fotograf sein – macht das Berufsfotografen obsolet?
Der Profifotograf:
Um ein Fotograf zu werden braucht es keine Qualifikation, es gibt diverse Ausbildungen, diese sind aber kein Muss um offiziell Fotograf zu werden technisch gesehen reicht eine gute Linse und eine Kamera samt Blitz und Speicherkarte und schon kann es losgehen. Diverse YouTube Gurus welche sich gegenseitig einfach nur abkopieren ermuntern auch den letzten Anfänger direkt zum Profi zu werden, natürlich ganz ohne Hintergedanke an Video Likes und oder Provisionen der Werbepartner. So hat man also alles zusammen, eine gute Ausrüstung und das geballte Know-How in Form eines Handys. Die große Problematik an der Sache ist das die Auftraggeber immer weniger werden, während die Zahl der “Profi Fotografen” massiv ansteigt, was eben daran geschuldet ist dass Fotografieren an sich immer leichter werden zu sein scheint. Dabei ist der Weg zu einem guten Fotografen eine harte und beschwerliche Reise. Natürlich ist niemand von Anfang an perfekt, das muss gesagt werden, doch stürzen sich sehr viele ambitionierte Hobbyfotografen direkt in ein Business das sie am Ende doch nicht bewältigen können, weil die Ansprüche gewisser Kunden eben sehr hoch angesetzt sind. Gleichzeitig, sinken aber die Ansprüche der Leute die einfach nur ein ansehnliches Foto von sich oder ihrem Event haben möchten, wer kennt das nicht wenn einem Fotografen abgesagt wird weil der Kunde ehrlich ist und sagt das die zwei Freunde mit ihren IPhones da sein werden, oder der Bruder mit seiner Einsteiger DSLR die er an dem tag das zweite mal benutzt. Man bekommt fast den Eindruck das Kunden gar nicht wissen was sie möchten, zumindest Privatkunden, hierzu eine kleine Geschichte aus meinem Alltag:
Für eine Hochzeit wurde ein Fotograf gesucht, das Portfolio wurde vorgezeigt und somit sollte alles geklärt gewesen sein, doch dem war nicht so und man wollte mich vorab testen, nun gut ich kam mit genau einer Kamera und einer Linse an und wurde schon angeschaut als wäre ich der blutigste Anfänger. Der Auftraggeber verlange ein Portrait Bild – also tat ich was man so macht und schoss ein Foto, die Reaktion des Auftraggebers war ein Schulterzucken und die Aussage das er für so ein Bild keinen Fotografen brauchen würde, ich bat nochmals darum ein Foto machen zu dürfen, stellte die Blende auf 1,4, ging etwas näher an das gesucht und gab dem Auftraggeber die volle Bokeh Breitseite, nun schaute er wieder das Bild an, lächelte und sagte “ja das erwarte ich von einem Profi, das mit dem unscharfen Hintergrund.” Das es die gleiche Linse und Kamera war, das die Qualität die selbe war, das störte ihn alles nicht, nur das der Hintergrund unscharf war, war für ihn ein Garant dafür das ein Profi vor sich saß, das aber jeder so etwas bewerkstelligen kann wusste er vermutlich nicht einmal.
Wenn nun also das Bokeh der ausschlaggebende Grund war, was mache ich nun in Zeiten eines Huawai P30 pro, welches ebenfalls so etwas per Software bewerkstelligen kann? Es wird für Berufsfotografen immer schwerer Fuß zu fassen, und auch wenn die Wahrheit viele nicht hören wollen aber in der Grundessenz gibt es zu viele Fotografen, Möchte man sich beruflich in einem Ort als Fotograf niederlassen so hat man mindestens 2 Konkurrenten, ja ich nenne diese Leute bewusst Konkurrenten denn sie sorgen ja dafür das Kunden eventuell nicht mehr zu uns kommen, da hilft auch alle Freundlichkeit unter Fotografen nichts wenn man von seinem Beruf nicht mehr satt werden kann. Doch was kann man tun?
Was tun:
Einige Fotografen haben den Trend der Zeit erkannt und sattelten von Fotograf zu Lehrer um, sie betreiben Plattformen welche neuen Fotografen beibringen wie man den Job richtig angeht, dies erfolgt per Video oder in Artikeln. Die Ironie dabei ist aber das sie genau das begünstigen was sie selber verteufelten. Andere Fotografen fotografieren einfach direkt weiter und sagen sich das die Auftraggeber schon erkennen werden wer etwas kann und wer nicht, also das eine natürliche Selektion erfolgt. Andere Fotografen wiederum haben Nischen für sich entdeckt, Wenn es eben gefühlt zich Millionen Hochzeits- und Porträtfotografen gibt dann fotografiert man eben nur noch Autos oder Events, oder andere abstrakte Gebiete die noch nicht zu erschlossen sind.
Wie wird sich die Lage wohl in Zehn Jahren entwickeln? Wird dann jeder alles professionell fotografieren können? Wird es keine konventionellen DSLR Kameras mehr geben? Die Zeit wird es zeigen, man sollte sich aber jetzt bereits über seine beruflichen Ambitionen Gedanken machen